Ort: Literaturhaus Salzburg
Lesung & Gespräch
Veranstalter: prolit
Tomer Gardi - Eine runde Sache
In Eine runde Sache reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume und sind immerzu in Bewegung. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die großen Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln.
Zuerst und auf Deutsch verfasst schickt sich Tomer Gardi selbst als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Slapstickartig, komisch und mit vielen unterschwelligen Nadelstichen peitscht der Wind in die Segel. Im zweiten Teil des Romans, übersetzt aus dem Hebräischen, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien – ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit.
Virtuos spielt Tomer Gardi mit Sprachen. Mit all seiner Originalität und dem Überbordwerfen konventioneller Romankonzeptionen löst er auch die Krux mit der Wahl der Sprache, die sein literarisches Ich martert. Sagt es zu Beginn des Romans doch, »dass ich ein Idee für eine Geschichte habe, weiß aber nicht, ob ich es auf Hebräisch schreiben soll, oder auf meinem Deutsch. (…) Jeder Stimme wird ja was anderes und unterschiedliches Ausdrücken können. Andere und unterschiedliche Fantasien entwickeln, von andere und unterschiedliche Lebenserfahrungen erzählen können. (…) Und wie kann ich entscheiden?«
Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, lebt in Berlin und Tel Aviv. Er studierte Literatur und Erziehungswissenschaft. Gardis literarischer Essay Stein, Papier wurde 2011 veröffentlicht (dt. 2013). 2016 erschien sein Debütroman "Broken German" bei Droschl. Das Hörspiel zu Broken German (SWR-Produktion, Regie: Noam Brusilovsky) erhielt 2017 den Deutschen Hörspielpreis der ARD. 2019 erhält Tomer Gardi mit seinem zweiten Roman "Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück" das Alfred-Döblin-Stipendium. "Eine runde Sache" ist im Droschl Verlag erschienen.
»Einer, der in keine Schublade will. Nicht in Deutschland, nicht in Israel.« (Doris Akrap, taz)