Ort: Galerie Untersberger-Kerschbaumer
Lesung & Gespräch
Veranstalter: prolit
Verschoben auf 30.September 2020
Hamed Abboud - In meinem Bart versteckte Geschichten
Erzählte Hamed Abboud in seinem letzten Prosaband noch von den Schrecken des syrischen Krieges, den Massakern und der Flucht, so konzentriert er sich nun im neuen Buch auf sein Ankommen und Leben in Europa: auf das irritierende Aufeinandertreffen der unterschiedlichen kulturellen Mentalitäten und Sichtweisen und die Suche nach dem eigenen Platz in der neuen Heimat. Denn hier gerät sein schwarzer Bart, der Stolz der Männer, plötzlich unter Terrorverdacht, die liberale Kleiderordnung bringt ihn innerlich ordentlich zum Schwitzen – und ist das auf der Flucht verloren gegangene Schmerzempfinden nun ein Verlust oder ein Gewinn? Satirisch konterkarierend, ironisch und humorvoll wendet und dreht Hamed Abboud die eigenen Erfahrungen durch bildstarke Assoziationen und Gedankengänge immer weiter, bis dem Schicksal doch noch ein guter Moment abgewonnen ist – und sei er auch noch so klein oder absurd. Die 13 Prosatexte und die dazwischen eingestreuten »Mikrotexte« vermitteln nicht nur, was es bedeutet, sich einen Platz in einer fremden Gesellschaft suchen zu müssen, sondern auch das Gefühl, dass die Suche selbst, trotz aller Mühsal, bereichernder sein kann, als eine unbefragte Heimat zu besitzen. Hamed Abboud, geboren 1987 in Deir al-Zor in Syrien, studierte in Aleppo Telekommunikationstechnologie. Seine Kindheit verbrachte er teilweise in Algerien, bis seine Familie 1992 bei Ausbruch des Bürgerkriegs nach Syrien zurück musste. Als in seiner Heimat der zunächst friedliche Aufstand gegen das Regime mit militärischer Gewalt unterdrückt wurde, floh er Ende 2012 nach Ägypten. Über Dubai und die Türkei kam er 2014 nach Österreich, wo er nach zwei Jahren im Burgenland nunmehr in Wien lebt. Auf Deutsch erschienen bisher: Der Tod backt einen Geburtstagskuchen (übersetzt von Larissa Bender, pudelundpinscher 2017) und das Kinderbuch Der Ritter der Schlüssel (übersetzt von Kerstin Wilsch, Baobab Verlag 2018).