Nenad Veličković

Ort: Toihaus

Lesung & Gespräch (bosnisch/deutsch)

Veranstalter: prolit, Literaturfest Salzburg

 

Moderation: Petra Nagenkögel

Übersetzung: Mascha Dabic

 

© privat

Nachtgäste

"Bis zum April dieses Jahres neunzehnhundertzweiundneunzig war Sarajevo international durch drei Dinge bekannt: die Olympiade, das Attentat, die Ćevapčići, die Cafés, die New Primitives, den Fußball, Makarska, den Burek und die Raja. Seit April ist es nur durch eines bekannt. Den Krieg. Obwohl niemand weiß, wann er angefangen hat (ich erinnere mich an ein Gespräch in Dávors Jugo. Dávor sagte, die Armee steht an der Grenze, Sanja fragte, welche Armee, und ich, welche Grenze), gilt der vierte April als offizielles Datum (...)"

Maja ist achtzehn Jahre alt, sie sitzt in einem keller und schreibt. Draußen ist Krieg, Granaten schlagen ein, Sarajevo ist belagert, es gibt kein Entkommen. Im Untergeschoß eines Museums hat sich eine Notgemeinschaft zusammengefunden, die dem Schrecken trotzt: die vegetarische Mutter mit einem Hang zur Esoterik, die Großmutter und ihr eifersüchtig gehüteter Koffer, der Halbbruder und seine schwangere Frau, der Vater als Direktor des Museums, zwei Partisanen und der Hund Sniffy. Den Zumutungen ihrer Lage begegnet Maja mit einem genauen Blick, mit entwaffnendem Humor und mit Scharfsinn. Sie nimmt sich auch kein Blatt vor den Mund, wann immer ihr die Erwachsenen mit Worthülsen, Phrasen und Vorurteilen die Welt erklären wollen, die gerade in Trümmer geschossen wird.

Nenad Veličkovićs gefeierter Roman, vor dreißig Jahren erstmals erschienen, nimmt dem Krieg jede Heroik und setzt seiner Heimatstadt Sarajevo zugleich ein Denkmal.

»Jeder von uns hofft, einmal in einem Museum zu übernachten. Und jeder von uns hofft, dem Krieg zu entgehen. In Nachtgäste geschieht den Menschen beides zugleich, Museum und Krieg, das Märchenhafte und die Hölle. Der für mich bewegendste und herzergreifend witzigste Roman über das Leben in einer belagerten Stadt.« (Clemens J. Setz)
 

Nenad Veličković wurde 1962 in Sarajevo geboren, wo er als Autor, Universitätsdozent für Literatur und Publizist noch heute lebt. Zu seinen Veröffentlichungen zählen mehrere vielfach übersetzte Romane und Erzählbände.. Als Initiator, Redakteur und Beiträger hat er an zahlreichen Zeitschriften mitgewirkt, außerdem war er Mitinhaber der Literaturwerkstatt Omnibus. Zuletzt auf Deutsch: »Der Vater meiner Tochter« (2016). "Nachtgäste" ist in der Übersetzung von Barbara Antkowiak im Verlag Jung und Jung erschienen.

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